
Ben ist ein typischer Projektmanager und könnte in jedem beliebigen Unternehmen arbeiten. Er ist ein großer Freund von verlässlichen Termin- und Aufwandsabschätzungen und erstellt gerne eine realistische Planung, bevor er mit der Durchführung eines Projektes beginnt. Leider sind dafür die Anforderungen des Kunden bzw. die Vorgaben seitens seiner Vertriebskollegen häufig zu unpräzise.
Er übernimmt gerne neue Projekte und stellt sich den damit verbundenen Herausforderungen in dem Bewusstsein, dass er so einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten wird. Die Situationen, die Ben mit seinen Chefs, dem Kunden, seiner Kollegin und den Vertrieblern erlebt, sind charakteristisch für das tägliche Projektgeschäft in einer Vielzahl von Firmen und Organisationen. Allerdings stößt er häufig schon bei der Anwendung der einfachsten Instrumente des Projektmanagements (wie z.B. einer zuverlässigen Aufwandsabschätzung oder einer Risikoanalyse) auf Unverständnis, was er in seiner typischen Art und Weise kommentiert.

Der Alte (Chef) hat volle Ergebnisverantwortung für seinen Geschäftsbereich, seiner Business Unit. Er hat aber weder eine klare Vision noch eine sinnvolle Strategie für seine BU. Auch hat er in den letzten Jahren ein wenig den Bezug zur Realität verloren und konzentriert sich häufig nur auf seine persönlichen Interessen und Vorlieben. Manchmal mischt er sich mit unsinnigen Vorschlägen oder nicht nachvollziehbaren Entscheidungen in das tägliche Projektgeschäft ein und treibt gerade Ben damit zur Weißglut.
Böse Zungen behaupten, der Alte wäre ein Paradebeispiel für die Gültigkeit des Peter-Prinzips, weil er bis zum maximalen Grad seiner Inkompetenz befördert worden sei. Dies untermauert er durch sein arrogantes Auftreten, wobei seine Fragen und seine Entscheidungen erkennen lassen, dass er nicht wirklich weiß, worum es bei den meisten Projekten wirklich geht.

Tom ist jung, dynamisch und erfolgreich. Davon ist zumindest er überzeugt. Er ist der Stellvertreter des Alten (Chefs) und vertritt die Meinung, Stress sei nur was für Leistungsschwache. Er ist ein typischer Adrenalin-Junkie mit der damit verbundenen "Wir schaffen das Mentalität". Solange es nicht an allen Ecken brennt und er als Feuerwehrmann einspringen kann, fühlt er sich nicht wohl.
Er ist fest davon überzeugt, dass ihm in Bezug auf Projektmanagement niemand was vormachen kann, wobei er Projektinitiierung und Projektplanung für völlig überbewertet hält. Er liebt sportlich ambitionierte Terminpläne, die von jedem anderen stets als völlig unrealistisch eingestuft werden. Auch wenn die Projektanforderungen noch nicht klar definiert sind, kann man seiner Meinung nach durchaus schon mit der Umsetzung beginnen. Tom hat zu jedem Thema eine Meinung und äußert diese auch sehr gerne. Allerdings fehlt ihm das notwendige Rückgrat; insbesondere, wenn er mit dem Alten oder einem Kunden spricht.

Piet ist seit über 25 Jahren im Vertrieb tätig und würde gerne mal so einen richtigen Großauftrag an Land ziehen. Denn in den letzten 15 Jahren hat er lediglich sog. „Opportunities“ identifiziert. Wenn sich daraus mal ein (Projekt)-Auftrag ergeben hätte, wären sicherlich einige Millionen Euro drin gewesen. Aber aus den unterschiedlichsten Gründen waren seine Bemühungen bisher noch nicht von Erfolg gekrönt.
Das ist umso erstaunlicher, da er dem Kunden nahezu jede Art von Zugeständnis macht, in der Hoffnung, endlich mal einen Vertrag abzuschließen. Denn aus seiner Sicht ist technisch alles machbar, zumindest theoretisch. Deshalb sagt er dem Kunden auch jeden beliebigen Liefertermin zu und ist stets optimistisch, den vom Kunden vorgegebenen Kostenrahmen einhalten zu können. Da Piet den Alten (Chef) schon seit über 20 Jahren kennt, haben seine Misserfolge bisher keinerlei Konsequenzen.

Joe ist seit etwas über 11 Jahren in der Firma und glaubt, er sei ein guter Vertriebler. Allerdings ist er der Einzige, der das glaubt. Was er den ganzen Tag über so treibt, weiß niemand so genau. Er taucht immer dann auf, wenn man ihn am wenigsten gebrauchen kann. Meistens will er dann über irgendwelche geänderten Kundenanforderungen sprechen oder erwartet die Zusage zu weiteren Zugeständnissen an den Kunden.
Kommunikation, insbesondere Zuhören, gehört nicht wirklich zu seinen Stärken. Wenn er eine Frage stellt, hat er stets ganz konkrete Vorstellungen hinsichtlich der Antwort. Fällt die Antwort anders aus, tut er so, als hätte er sie nicht gehört, ignoriert sie oder er fragt so lange nach, bis sein Gesprächspartner irgendwann entnervt aufgibt.

Sarah ist ebenfalls Projektmanagerin und somit - zumindest von der Berufsbezeichnung her - eine Kollegin von Ben. Damit sind die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden aber auch schon erschöpft. Wenn man sich etwas länger mit ihr unterhält, stellt man ziemlich schnell fest, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte ist und von einem strukturierten Projektmanagement überhaupt keine Ahnung hat.
Sie ist der Liebling des Alten (Chefs) und auch die Vertriebler mögen sie, weil sie sich mit ihren Aufwandsschätzungen und Terminaussagen stets an den Wunschvorstellungen des Kunden orientiert. Dabei achtet sie sorgsam darauf, dass sie nicht die Leitung eines der Projekte übernehmen muss, wofür sie eine Aufwandsschätzung oder Terminaussage abgegeben hat.

Herr Werner repräsentiert einen typischen Einkäufer auf Auftraggeber-/ bzw. auf Kundenseite. Er ist stets bemüht, noch irgendwelche Preisnachlässe heraus zu handeln, das Angebot nach zu verhandeln und jedweden Preis eines Anbieters weiter nach unten zu drücken. Seine Devise ist es, das Maximale zu fordern und dafür den minimalsten Preis zahlen zu wollen. Deshalb wählt er meistens den billigsten Anbieter aus und wundert sich dann, wenn am Ende eines Projektes die Qualität nicht den Anforderungen entspricht.
Änderungswünsche sind seiner Meinung nach stets kostenneutral vom Auftragnehmer umzusetzen und dürfen auf gar keinen Fall Einfluss auf den Projektendtermin haben. Dass dadurch am Ende eines Projektes die Terminzusagen nicht eingehalten werden können und das Projektbudget signifikant überzogen wird, stört ihn wenig. Hauptsache er hat bei Vertragsabschluss einen ordentlichen Rabatt aushandeln können.